Es ist schon einige Zeit her das ich mich hier zu Wort gemeldet habe aber da ich häufiger – auch von Kollegen – gefragt werde was ich jedes Mal tue, bevor ich anfange zu shooten, will ich diesen Blogeintrag einmal zum Anlass nehmen und dieses Vorgehen genauer erklären. Vor allem da ich denke, dass dieses Thema gerade am Anfang von vielen Fotografen vernachlässigt wird und teils zu sehr schlechten Ergebnissen führt.
Eine große Rolle hierbei spielt die sogenannte ProDisk von Kaiser, welche Ihr links sehen könnt. Mit dieser führe ich vor jedem Shooting bzw. an jedem Set eine Belichtungsmessung und einen Weißabgleich durch. Was hat das für einen Vorteil? Für eine korrekte Belichtung sind Graukarten, wie die ProDisk eine bietet, ein sehr einfaches aber wirkungsvolles Hilfsmittel. Normalerweise hängt eine korrekte Belichtung nicht von der Helligkeit des Motivs ab, sondern vom Licht, dass auf das Motiv fällt, der Kamera und der eingestellten Empfindlichkeit. Wer schon mal mit einer Speigelreflexkamera gearbeitet hat weiß ungefähr wie hier die Belichtungsmessung funktioniert.
Das Licht fällt durch das Objektiv auf ein oder mehrere Messfelder des Belichtungsmessers. Dieser wählt nun Zeit und Blende bzw. Zeit oder Blende aufgrund des Lichts, das vom Motiv reflektiert wird. Der interne Belichtungsmesser berücksichtigt nicht das Umgebungslicht, deshalb kann die Kamera nicht entscheiden ob nun das Motiv oder das Umgebungslicht dunkel oder hell ist.
Was eine DSLR nicht kann, ist schwarz und weiß!
Zugegeben die Überschrift ist etwas gewagt aber das hat seinen Sinn. Denn die Kamera kann nicht wissen, ob ein weißes Blatt Papier weiß ist oder ein schwarzes Auto schwarz ist. Das Blatt Papier wird deshalb zu dunkel und das Auto zu hell abgebildet. Um genau zu sein bekommt beides einen leichten Graustich. Das liegt daran, dass das Blatt viel Licht reflektiert und die Kamera ihre Belichtungszeit kürzer einstellt, so erscheint es gräulich und nicht so weiß wie wir es kennen. Genauso ist es beim schwarzen Auto, es reflektiert weniger Licht, also stellt die Kamera ihre Belichtung so ein, dass das Auto zwar nach ihren Bemessungen richtig belichtet sein muss, aber in Wirklichkeit zu hell ist und grau erscheint. In solchen Situationen muss man die Belichtung dann manuell korrigieren, doch dies kann sich als ganz schön schwierig herausstellen. Um solche Schwierigkeiten vorzubeugen hilft der Einsatz einer Graukarte. Eine Graukarte ist so beschaffen, dass sie genau 18 Prozent des auf sie einfallenden Umgebungslichtes reflektiert. Diese 18 Prozent entsprechen genau der Eichung des Belichtungsmessers.
Das Arbeiten mit der Graukarte ist eine sehr einfache und bequeme Angelegenheit: Man platziert zunächst die aufgeklappte Graukarte im zu fotografierenden Motiv, sodass sie dasselbe Licht abbekommt wie das Hauptmotiv. Erfolgt die Belichtungsmessung über den kamerainternen Belichtungsmesser, so wählt man hierzu am besten die Spotmessung aus und richtet das Messfeld genau auf die Graukarte aus. Wichtig ist, dass nur die Graukarte angemessen wird und nichts anderes im Messfeldbereich liegt. Diese Belichtungswerte werden nun gespeichert bzw. manuell eingestellt und dürfen nicht mehr verändert werden. Dann erst wählt man den gewünschten Bildausschnitt im Sucher bzw. im Kameradisplay und fotografiert. Sollte sich die Beleuchtung in der Zeit zwischen Belichtungsmessung und Aufnahme verändert haben, z. B. weil man draußen fotografiert, so muss die Belichtungsmessung erneut ausgeführt werden. Andere Belichtungsmessmodi können nur verwendet werden, wenn die Graukarte das gesamte Bildformat ausfüllt. Fotografiert man beispielsweise im Makrobereich, so kann man die Kamera schon wie gewünscht ausrichten, bevor man die Belichtungsmessung durchführt. Zur Messung wird dann nur noch die Karte, die das gesamte Bildformat ausfüllt, zwischen Motiv und Kamera gehalten. Hier kann man dann z. B. auch die mittenbetonte Integralmessung verwenden. In diesem Fall wird die Belichtung über das ganze Bildformat gemessen, wobei die Bildmitte stärker in die Berechnung eingeht als die Randbereiche.
Auch die Mehrfeldmessung kann verwendet werden, wenn die Graukarte die gesamte Bildfläche füllt. Von dieser Variante ist bei der Messung mit einer Graukarte allerdings abzuraten, denn bei der Mehrfeldmessung handelt es sich um eine „intelligente“ Messmethode für die schnelle Belichtungssteuerung direkt bei der Aufnahme, am besten in Verbindung mit einer Belichtungsautomatik. Die Bildfläche wird dabei in viele einzelne Sektoren eingeteilt. Die Kamera interpretiert die Messwerte der einzelnen Sektoren dann anhand eines Abgleichs mit der internen Datenbank, die typische Belichtungssituationen und die jeweils passende Belichtungseinstellung enthält. Da die unterschiedlichen Sektoren bei der Graukarte aber überall den gleichen Wert ermitteln, dürfte das Ergebnis dasselbe sein, wie bei den anderen Messmethoden. Allerdings wissen nur der Hersteller der verwendeten Kamera, wie die Messwerte interpretiert werden, sodass die Ergebnisse nicht vorhersehbar sind. Zur Belichtungsmessung mit einer Graukarte ist in der Regel also eine Spotmessung die beste Wahl. Hier kann man genau steuern was gemessen wird und somit sicherstellen, dass der Belichtungsmesser genau das misst, worauf er geeicht ist: ein mittleres Grau mit 18 Prozent Reflexionsvermögen. Die Bildschärfe ist bei der Belichtungsmessung mit Graukarte nicht relevant, da diese vom Belichtungsmesser ohnehin nicht verarbeitet wird.
Wenn weiß wieder weiß wird – der Weißabgleich
Der Weißabgleich ist eine der wesentlichen Neuerungen, die das Digitalzeitalter im Bereich der Fotografie mit sich gebracht hat. In jeder Digitalkamera muss vor der Aufnahme der Weißabgleich eingestellt werden. Dies kann vollautomatisch durch die Kamera, halb automatisch oder manuell erfolgen. Hintergrund der Weißabgleichseinstellung ist, dass verschiedenen Lichtquellen unterschiedliche Farben haben. So erscheint ein weißes Blatt Papier in praller Mittagssonne nicht nur viel heller als in einem leicht erhellten Raum, in dem nur eine schwache Glühbirne Licht spendet. Dort wird dasselbe Blatt in einem deutlichen Gelb-/Orangeton erstrahlen. Das menschliche Auge bzw. das Gehirn passen sich vollautomatisch an die jeweilige Lichtsituation an und führen quasi einen vollautomatischen Weißabgleich durch, d. h. das weiße Blatt Papier wird sowohl in der prallen Mittagssonne als auch im romantischen Kerzenlicht als weiß empfunden. Nur wenn man bewusst darauf achtet, sieht man, dass das Papier bei Glühlampenlicht gar nicht weiß erscheint. Bei einer Digitalkamera würden die unterschiedlichen Lichtsituation zu Farbstichen führen, wenn nicht ein Weißabgleich durchgeführt werden würde. Ohne Weißabgleich würde das weiße Blatt Papier bei Glühlampenlicht eher gelblich wirken.
Überlässt man der Kamera die Weißabgleichseinstellung führt diese einen vollautomatischen Weißabgleich durch. Dabei sucht sich die Kamera die hellsten Bereiche des Motives und deklariert diese als weiß. Ist diese Fläche jedoch nicht weiß, sondern hellgrau oder hellgelb, dann führt der vollautomatische Weißabgleich zu Farbverschiebungen. Besser fährt man, wenn man mittels einer halb automatischen Weißabgleich-Einstellung die Kamera auf eine bestimmte Lichtsituation einstellt, z. B. auf Blitzlicht oder Mittagssonnenlicht. Aber auch diese Voreinstellungen sind nur Näherungen und passen niemals genau auf die aktuelle Lichtsituation. Einen optimalen Weißabgleich kann man nur manuell mithilfe einer Weißabgleichkarte durchführen, wie sie die ProDisk enthält. Für diesen Filter werden spezielle Prismen verwendet, die eine extrem homogene Lichtverteilung und eine Transmission von exakt 18 Prozent erreichen.
Schon auf dem Kameradisplay kann man die Verbesserung der Farbtemperatur im Vergleich zum automatischen Weißabgleich erkennen. Der Filter wird nicht angeschraubt, sondern kann direkt vor das Objektiv gehalten werden. Besonders bei Motiven oder Situationen, bei denen man keine Graukarte verwenden kann, zeigt sich dieser Filter als unverzichtbar. Selbst wenn man eine Graukarte verwenden kann, muss man beachten, dass nicht jede Graukarte, die man zur Belichtungsmessung nutzt, auch für den Weißabgleich geeignet ist. Gewöhnliche Graukarten, die nicht für die Belichtungsmessung vorgesehen sind z. B. die Graukarte der ProDisk, weisen einen Effekt auf, der einen präzisen Weißabgleich unmöglich macht, nämlich die Metamerie. Durch diesen Effekt kann von der Graukarte reflektiertes Licht unterschiedlicher Wellenlängen als ein und dieselbe Lichtfarbe reflektiert werden, sodass der Weißabgleich nicht korrekt ausgeführt werden kann.
Durchzuführen ist der Weißabgleich mit der ProDisk ganz einfach. Der Filter wird vor das Objektiv gehalten und die Kamera in die gleiche Richtung, in die letzten Endes fotografiert werden soll. Anschließend wird ausgelöst und man erhält ein verschwommenes, fast weißes Bild. Dieses wird als Ausgang für den manuellen Weißabgleich genutzt. Fertig!
Jetzt wird’s bunt – die Farbkarte der ProDisk
Die Farbkarte, auch als Referenzchart bezeichnet, dient vor allem in den Bereichen der Fotografie, Fernsehen, Grafik und Druck zur Prüfung von Farbreproduktionen und zur Farbkorrektur. Durch das Chart können Farbabweichungen einfach erkannt und teure Produktionsfehler vermieden werden. Aber warum benötigt man überhaupt Farbkorrekturen bei Fotoaufnahmen? Jedes Kameramodell hat seine ganz eigenen zum Teil gewollten Farbabweichungen, die ihre guten und schlechten Seiten haben. So mancher Hobbyfotograf freut sich über leuchtende Farben, die auf dem Bild sogar teilweise stärker sind als in der Realität. Besonders einfache Digitalkameras verarbeiten Aufnahmen durch interne Bildbearbeitungsalgorithmen gleich so weiter, dass eine gewisse Farboptimierung stattfindet. Doch Berufsfotografen kommt das Grauen bei knallbunten Bildern. Wenn schon unwirklich bunt, dann kontrolliert am Computer.
Die Farbkarte stammt noch aus den Zeiten der analogen Fotografie. Hier hat man sie verwendet um bei Vergrößerungen vom Negativ mit farbkritischen Motiven, wie etwa bei der Reproduktion von Gemälden, Referenzfarbwerte zur Verfügung zu stellen. Man fotografierte die Farbkarte einfach mit und stellte die Farbfilterung so ein, dass die Farbfelder der Karte auf dem fertigen Bild so aussehen, wie in Wirklichkeit. So war es kein Problem, wenn man im Labor nicht genau wusste, wie das Gemälde genau aussieht – man stimmte die Farben einfach auf die Farbkarte ab. Aber auch im digitalen Zeitalter kann die Farbkarte noch hilfreich sein. Dabei ist aber zu beachten, dass den Farbfeldern keine absoluten Tonwerte zugewiesen sind – die Referenzwerte für die Felder sind nicht bekannt. Das heißt, man kann nicht nach dem Schema vorgehen, dieses Feld muss jenen Farbwert haben, also drehe ich an den Farben des Bildes, bis es diesen Wert erreicht. Die Farbkarte ist auch nicht dazu da, Farbfehler der Kamera auszugleichen.
Aber man kann die Farbkarte für eine visuelle Farbabstimmung nutzen. Wie zu Analogzeiten fotografiert man die Farbkarte einfach mit, und braucht dann bei der Farbkorrektur nicht zu wissen, wie das Original genau aussieht. Bei der Farbsteuerung hält man sich an die Farbkarte. Um besonders exakte Ergebnisse zu erzielen muss die Farbkarte zur visuellen Abstimmung unter Normlicht betrachtet werden, und der Monitor muss auf dieselbe Farbtemperatur wie dieses Betrachtungslicht kalibriert sein. Die Farbkarte der ProDisk enthält die RGB-Grundfarben der additiven Farbmischung Rot, Grün und Blau sowie die CMY-Grundfarben der subtraktiven Farbmischung Cyan, Magenta und Yellow als bunte Farben, außerdem enthält sie schwarz und weiß als unbunte Farben.
Warum so ein Aufwand?
Dieser zusätzliche Aufwand kommt eigentlich nur Infrage wenn man ganze Serien mit gleicher Belichtung und gleicher Location shootet. Wenn man ein einzelnes Bild macht, ist das anpassen per Software schneller als das erstellen eines Weißabgleichs, die Belichtungsmessung und die korrekte Farbgebung. Hier fällt das ganze auch nicht ins Gewicht sollte es denn mal zu Abweichungen kommen. Shootet man aber eine ganze Serie, so können diese einfachen Vorbereitungen eine enorme Erleichterung in der anschließenden Bildbearbeitung darstellen. Denn nun kann ich einfach ein Bild korrekt anpassen und lasse diese Änderungen im Anschluss auf alle anderen Bilder per Batchmodus anwenden. So bringe ich innerhalb von ein paar Sekunden ganze Shootings auf perfektes Weiß und Schwarz – mit strahlenden natürlichen Farben.
Natürlich ist dieses ganze Prozedere auch mit anderen Lösungen als der hier vorgestellten ProDisk möglich. Ich erwähne sie nur da ich sie zum einen selbst einsetze und unheimlich praktisch in der Handhabung finde, zum anderen weil in dieser sowohl eine Farbkarte, eine Graukarte und auch ein Weißabgleichsfilter enthalten sind die in jede Fototasche passen.
Nun seit Ihr an der Reihe. Macht gute Bilder!
David
April 11, 2014
Funktioniert die Beleichtungsmessung auch bei Blitzeinsatz? Dort ändert sich doch die Lichtsituation und das Foto wird viel heller.
Leon van den Edisvag
August 22, 2014
Irgendwas vergisst man scheinbar immer 🙁
Nein, bei Blitzeinsatz wird das nicht ohne weiteres funktionieren bzw. schon. Sagen wir so es kommt drauf an. Hast du einen TTL oder i-TTL Blitz und steckt dieser auf dem Blitzschuh der Kamera wird das intern verrechnet und es sollte nach genau dem selben Prinzip funktionieren.
Anders sieht es aus wenn du z. B. die Blitze per Fernauslöser ansteuerst und deine Sender/Empfänger nicht mit der TTL bzw. i-TTL Technik arbeiten können oder du einfach mehrere Blitze per Blitzlicht auslöst (Master-Slavebetrieb). Dann gibt es zwei Möglichkeiten eine Belichtungsmessung zu erreichen. Zum einen gibt es sog. Blitzbelichtungsmesser für > 400 Euro die dir im besten Fall sowohl ISO, Blende als auch Belichtungszeit anzeigen. Zum anderen gibt es in der Kamera in der Regel ein Histogramm. Stell einfach einmal entweder Blende oder Belichtungszeit fest und löse auf das was du fotografieren willst aus (mit Blitz natürlich). Jetzt kannst du schon ohne weiteres sehen ob du die Blende, Belichtungszeit oder Blitzintensität anpassen musst. Wenn du ins Histogramm siehst sollte dabei im Idealfall links und rechts gar nichts zu sehen sein und sich in der Mitte ein “Berg” ausbilden. Im Prinzip kann man sich damit ziemlich schnell an die optimale Belichtung heran tasten.
SAC LONGCHAMP PAS CHER
Mai 07, 2014
Hello, that is a good post.Thanks for sharing!
NATHALIE
Juni 22, 2014
@ sac longchamp pas cher: That’s what I thought too…